Smarte Bedienung

Immer mehr Gastronombetriebe setzen neben den menschlichen Mitarbeitern auch auf maschinelle. Im Saunarestaurant der Alpentherme Ehrenberg und in der Schlosswirtschaft Herrenchiemsee gehören Roboterkellner schon längst vollständig zum Personal.

Text: Alexander Hörmann

Marcel Sacha, Gastronomieleiter des Restaurants, erzählt gerne kleine Anekdoten über seinen neuen Mitarbeiter: „Kinder fragen mich oft, ob der James heute frei hat oder ob er arbeiten muss.“ – James, so heißt der Serviceroboter, der in der Alpentherme Ehrenberg die Gäste im Restaurant bedient. Mit einem Katzengesicht und Frack ausgestattet fährt er zwischen den Tischen entlang und sorgt nicht nur bei den Kleinsten für gute Laune. Sacha hat ihn vor allem wegen der langen Wege gekauft, die die Mitarbeiter tagtäglich zurücklegen müssen. Das Arbeitsklima sei durch die Temperaturen der anliegenden Sauna nicht ideal, weshalb der Roboter für die Angestellten eine große Hilfe darstelle. Er nimmt ihnen Arbeit ab, ohne sie zu ersetzen, und gefällt obendrein noch den meisten Kunden. „Lustigerweise ist es eher die ältere Kundschaft, die sich positiv zum Roboter äußert und neugierig ist. Bei den Jüngeren gab es schon den einen oder anderen, der sich davon nicht bedienen lassen wollte. Aber das kommt eher selten vor“, erzählt Sacha.

In der Schlosswirtschaft Herrenchiemsee verrichten insgesamt drei Roboter Zubringerarbeiten. Man hat sie aus ähnlichen Gründen angeschafft. „Sie entlasten vor allem unser Serviceteam. Die Kellner haben dadurch weniger Gewicht, das sie tragen müssen“, sagt Felix Löhmann. Im idyllischen Restaurant am Chiemsee wird mit Food Runnern gearbeitet. Das sind Angestellte, die dafür da sind, die Speisen und Getränke zu servieren, um die Kellner zu entlasten, die sich dadurch mehr auf den Kundenservice konzentrieren können. Da die Wege der Servicekräfte von der Küche bis zu den Gästen sehr lange sind, fahren die Roboter zu verschiedenen vorher installierten Standorten. Dort kann ein Mitarbeiter die Speisen und Getränke dann abholen und zum nahe gelegenen Gast bringen. „Die Kunden nehmen unsere neuen Mitarbeiter bis jetzt sehr gut auf. Für viele ist es sogar ein weiterer Grund, zu uns zu kommen“, zeigt sich Löhmann stolz.

"Sie entlasten vor allem unser Serviceteam. Die Kellner haben dadurch weniger Gewicht, das sie tragen müssen."
Felix Löhmann

Kaum Nachteile

Wenn der Roboter vom Außerfern eine Schwäche hat, dann sind es Flüssigkeiten. „Man müsste ihn ganz anders programmieren, da der Schwerpunkt dieser Lebensmittel ein anderer ist. Alle anderen Speisen, die von der Küche kommen, übernimmt James aber zu 100 Prozent“, versichert Sacha. Die hohen Temperaturen und die Dämpfe im Saunarestaurant haben dem Roboter bisher nichts ausgemacht. Die Installation verlief schnell. Ein Techniker der Firma kam zunächst vorbei und programmierte den Roboter wie gewünscht. Innerhalb einer Stunde sei die neue Servicekraft einsatzbereit gewesen. Danach mussten nur noch ein paar Tische umgestellt werden, damit er überall problemlos vorbeikommen kann.

In der Schlosswirtschaft Herrenchiemsee können die insgesamt drei Roboter mit Suppen und Getränken bestens umgehen. Probleme haben die Helfer am Chiemsee nur mit dem Kiesboden des Gartens. Dort traut man ihnen das sichere Fahren nicht zu, weshalb die Roboter nur im Inneren des Restaurants fahren.

Von Beginn an sei das Konzept sehr gut angenommen worden. Der intimere Rahmen und das Eingehen auf die persönlichen Wünsche und Besonderheiten der Gäste stünden klar im Vorteil. „Die Leute sind begeistert. In einem durchlaufenden Betrieb kann man nicht so viel Zeit für den einzelnen Gast aufbringen“, ist sich der Gastronom der Stärken des Konzepts bewusst. Für den Kunden selbst entstehe kein Aufwand. Vorgekocht werde in der Produktionsstätte, im Alpenrosensaal Westendorf, und von Besteck über Teller bis hin zu den Gläsern werde alles für das private Kocherlebnis mitgenommen. „Wir kommen, wir sind da, und wenn wir wieder weg sind, ist die Küche sauber.“

"Lustigerweise ist es eher die ältere Kundschaft, die sich positiv zum Roboter äußert und neugierig ist. Bei den Jüngeren gab es schon den einen oder anderen, der sich davon nicht bedienen lassen wollte. Aber das kommt eher selten vor."
Marcel Sacha

Ein ausgeklügeltes System

Das System hinter dem robotischen Mitarbeiter von Sacha ist kein Hexenwerk. Mithilfe eines Infrarotsensors erkennt James Hindernisse und umfährt diese anschließend. Er kommt dabei völlig ohne eingebaute Kameras aus. Das ist definitiv ein Pluspunkt für das Restaurant in der Therme, da nicht immer alle Gäste von oben bis unten bekleidet sind. Somit muss sich niemand unwohl dabei fühlen. Navigationspunkte an der Decke des Restaurants helfen ihm zusätzlich dabei, sich seinen Weg zu bahnen. Auf dem eingebauten Tablet kann der Mitarbeiter die Tische eingeben, die der Roboter zu befahren hat. Danach wählt er den unkompliziertesten Weg zu den Gästen. Diese können anschließend die Speisen entnehmen. Mithilfe eines Sensors erkennt die Maschine, wann nichts mehr auf seinem Tablet steht, und fährt wieder zurück. Bei einer Akkulaufzeit von 12 bis 14 Stunden reicht das auch für den gesamten Arbeitstag aus.

Am Chiemsee sind die Roboter technisch ähnlich aufgestellt. Allerdings arbeiten diese mit mehreren Kameras und Sensoren, um Hindernisse zu erkennen und sie zu umfahren. Als sie vor einem halben Jahr installiert wurden, musste man sie einmal der Route entlangführen. Dadurch merkt sich die Maschine den Weg durchs Restaurant. Ansonsten läuft das Navigieren wie im Saunarestaurant. Mit Punkten an der Decke werden die Roboter zu den gewünschten Zielen geleitet. Die Akkulaufzeit beträgt bei diesen Modellen laut Löhmann sogar ungefähr drei Tage. Ein voller Arbeitstag ist also auch hier kein Problem.

© Axel Springer

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