Tradition zeitgemäß interpretiert

Eurogasts geschäftsführende Gesellschafter Franz Sinnersberger und Alexander Kiennast sowie Eurogast Österreichs Geschäftsführer Peter Krug im Interview über Herausforderungen, Zusammenhalt und Zukunftsaussichten.

Eurogast Insights: 2022 war für Eurogast Österreich ein ereignisreiches Jahr. Was war ihr persönliches Highlight?

Peter Krug: Das ist keine einfache Frage, 2022 war und ist ein sehr prägendes Jahr. Wir haben die Firmengruppe sozusagen rundumerneuert und in der fast 60-jährigen Firmengeschichte die Ausrichtung und Ziele der Eurogast-Gruppe mit einem klaren Fokus auf die Regionen und den nun größten Verbund in Österreich gerichtet. 

Das besondere Highlight ist wohl, dass alle 1.600 Mitarbeiter, die täglich im Dienste der Kunden stehen, alle Entscheidungen mittragen und mit viel Einsatz täglich in den Regionen für den Erfolg der Gruppe sorgen.

Das Traditionsunternehmen Eurogast hat seinen Auftritt in allen Bereichen erneuert. Warum?

Franz Sinnesberger: Auch Traditionen müssen zeitgemäß interpretiert werden. Und genau das haben wir gemacht. Unsere bewährte Handschlagqualität und das Vertrauen, das seit Jahrzehnten in der Gruppe gelebt wird, wurden nun auf eine in die Zukunft blickende Weise ergänzt. So haben Werte wie Nachhaltigkeit, Ressourcenbewusstsein und die bunte Welt der Foodies nicht nur im Layout Einzug gehalten, sondern ergänzen auch unser Tun und natürlich die Sortimentsvielfalt.

Mit dem Beitritt der Zeller Gruppe und dem neuen Standort Bludenz ist man in fast allen Bundesländern vertreten. Sind weitere Expansionen geplant?

Alexander Kiennast: Wer weiß, was noch alles kommen wird. Eurogast ist jedenfalls für familiengeführte Unternehmen die beste Antwort auf die Großmacht der Konzerne. 

Durch das Leistungsspektrum, das in den letzten Jahren entwickelt wurde, sind wir schnell, schlagkräftig und können durch unsere Regionalität viele Vorteile bieten und für Wertschöpfung in den Regionen sorgen.

Der Tourismus hatte im Sommer eine Verschnaufpause und mehr oder weniger präpandemisches Niveau. Hat man das gespürt?

Franz Sinnesberger: Österreich ist wohl weltweit ein Vorzeigeland im Tourismus, und die Vielfalt, die unser Land bieten kann, ist einzigartig. Ich würde den Sommer nicht als Verschnaufpause sehen, sondern eher als Höchstleistung bezeichnen. Die vielen Tourismusbetriebe haben trotz des wohlbekannten schwierigen Umfelds bewiesen, dass sie die in Österreich einzigartige Gastfreundlichkeit und Qualität beibehalten können.

Gab es trotz Aufschwung Herausforderungen bei der Verfügbarkeit von Produkten?

Peter Krug: Der Aufschwung hat wohl weniger mit den Herausforderungen in der Beschaffung zu tun. Die weltweit vernetzten Lieferketten sind nachhaltig geschädigt, es wird Veränderungen geben und diese werden auch bleiben. Die Zeiten von Billigfleisch und der unermesslichen Überangebote, um nur einige zu nennen, sind vorbei und diese werden auch nicht mehr nachgefragt. Ressourcen sind begrenzter und wertvoller denn je. 

Eine Krise hat jedoch nicht nur Nachteile. Die regionale Verankerung der Eurogast mit kurzen Lieferwegen und dezentral organisierten Lagern hat uns in unserem Weg bestärkt. Genau diese Ausrichtung sorgt für Resilienz in den Lieferketten.

Steigende Preise setzen die Gastronomie unter Druck. Hat man die höheren Kosten auch bei Eurogast gespürt?

Alexander Kiennast: Natürlich spüren auch wir die Kosten und haben dadurch enorme Mehrkosten zu tragen. Temperaturgeführte logistische Prozesse kosten wesentlich mehr als früher.

Was war die Antwort auf die Herausforderung?

Alexander Kiennast: Die Herausforderung liegt weniger in den eigenen Kosten, sondern vielmehr in der Beschaffung selbst. Man muss bei jedem Produkt, das teurer wird, genau abwägen, ob die Preise überzogen sind und sich Großkonzerne, die seit jeher schon Gewinne von über 15 Prozent gewohnt sind, die Taschen auf Kosten ihrer Kunden noch voller stopfen wollen. Wir unterstützen solche Maßnahmen nicht mehr, listen die Produkte ausnahmslos aus und suchen für unsere Kunden gleichzeitig gleichwertige Ersatzprodukte bzw. verweisen auf unser starkes Eigenmarkenportfolio. 

Wie haben sich Kundenwünsche und Produktportfolio 2022 verändert?

Peter Krug: Ganz klar, die Eigenmarken sind stärker gewachsen. Das ausgewogene Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt den Verwender.

Was darf man sich 2023 von Eurogast Österreich erwarten?

Franz Sinnesberger: Als Gruppe werden wir zukünftig auch im nationalen Key Account auftreten. Hier werden wir deutlich aufzeigen. Regionalität ist auch dort im Trend, und Eurogast ist ab sofort flächendeckend mit 18 Verteilerlagern ganz vorne dabei. 

Was wünschen sie sich kommendes Jahr für die Branche?

Peter Krug: Der Branche wünsche ich wieder genügend Mitarbeiter. Ich selbst habe lange in der Branche gearbeitet und kann aus eigener Erfahrung sprechen, es gibt kaum einen schöneren und vielfältigeren Arbeitsbereich als den Tourismus, die Karrieremöglichkeiten und Verdienste sind weit über anderen Branchen. Als Österreicher genießt man zudem weltweit als gelernter Touristiker bestes Ansehen und hat unendliche Möglichkeiten.

Vielen Dank für das Gespräch!

© Eurogast Österreich

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